Ein Netzwerk. Viele Genossenschaften: VR Energiegenossenschaft OBB SO.
In unserer Video-Reihe „Ein Netzwerk. Viele Genossenschaften.“ reisen wir mit unserem Vorstand Michael Dandorfer als GVB Bezirkspräsident Oberbayern, um die unterschiedlichsten Genossenschaften vorzustellen. Dieses Mal verschlug es uns in die wunderschöne Region rund um Bad Reichenhall zur VR EnergieGenossenschaft Oberbayern Südost eG. 2010 mit 15 Mitgliedern gegründet hat sich die Genossenschaft seither die Errichtung und den Betrieb von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien zur Aufgabe gemacht und zu einer festen Instanz der regionalen Energieversorgung entwickelt. Vorstand Albert Pastötter und sein Team boten uns ehrliche Einblicke in die Feinheiten und Herausforderungen, die sich einer Energiegenossenschaft stellen.
15 Mitglieder waren es, die 2010 an der Gründung der VR EnergieGenossenschaft beteiligt waren. Wo steht das Unternehmen heute?
Die VR EnergieGenossenschaft Oberbayern Südost baut und betreibt seit der Gründung Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Dafür werden Dächer und Flächen von Firmen, Kommunen sowie Landwirten angemietet, die dann mit Photovoltaikanlagen bebaut werden. Der daraus gewonnene Strom wird entweder ins Stromnetz eingespeist oder direkt von den jeweiligen Gebäudenutzern verbraucht.
Und wie dürfen wir uns diese Entwicklung in Zahlen vorstellen?
Mittlerweile produzieren wir rechnerisch Strom für etwa 5.000 Haushalte und sind damit der größte Sonnenstromproduzent im südöstlichen Oberbayern. Dabei bleibt der Gewinn unserer Genossenschaft in Form von Reinvestitionen in neue Anlagen und Dividenden an unsere mittlerweile fast 1.000 Mitglieder sowie Steuerzahlungen in der Region. Das Eigenkapital von über fünf Millionen Euro entstammt komplett von unseren Mitgliedern.
Warum liegt Ihnen das Unternehmen persönlich so am Herzen?
Ich arbeite seit meiner Ausbildung bei der Volksbank Raiffeisenbank vor Ort und bin daher eng mit den Werten und Prinzipien von Genossenschaften verbunden. Obwohl Genossenschaft manchmal anstrengend ist, ist sie für mich mit Abstand die beste Rechtsform, die es gibt.
Genossenschaftliche Werte gibt es so einige, die sich teilweise sehr stark unterscheiden. Wie spürt man den genossenschaftlichen Gedanken bei der EnergieGenossenschaft?
In unserem genossenschaftlichen „Start-Up“ sind alle Beteiligten auch gleichzeitig Mitglieder der Genossenschaft. Die Verpächter der Dächer und der Freiflächen und sogar unsere Steuerberater sowie unser Rechtsanwalt. Sämtliche zu zahlenden Steuern kommen unseren Kommunen vor Ort zu Gute. Und seit einigen Jahren bieten wir einen eigenen Stromtarif mit vergünstigten Preisen exklusiv für Genossenschaftsmitglieder an.
Und warum ist eine Genossenschaft als Unternehmensform besonders für die regionale Energieversorgung geeignet?
Wir befinden uns bei der Energieversorgung mitten in einem Umbruch weg von der zentralen fossilen Energieerzeugung hin zu dezentralen erneuerbaren Erzeugungsarten. Dafür braucht es eine Rechtsform, die für Gemeinschaft, Demokratie, Sicherheit und Stabilität steht – und bei der alle Beteiligten am Erfolg teilhaben. Und genau dafür steht eine Genossenschaft. Für uns ist klar, dass die Energiewende nicht ohne die Bürgerinnen und Bürger gelingt. Dafür müssen wir sie zu Beteiligten machen und sie auch finanziell miteinbeziehen.
Welche Rolle nehmen demokratische Prozesse und das gemeinschaftliche Miteinander in ihrem Unternehmen ein?
Demokratie ist anstrengend, aber durch das genossenschaftliche Motto „Eine Mitgliedschaft – Eine Stimme“ wird bei uns jeder gesehen und gehört. Das zeigt sich besonders in den jährlichen Generalversammlungen, wo es schon mal heiß her gehen kann. Aber die Mehrheit zählt und das macht Demokratie dann auch aus. Gerade jetzt zeigt sich, wie froh wir sein können, in einer stabilen und wehrhaften Demokratie zu leben. Denn auch im politischen Leben gilt das genossenschaftliche Motto „Ein Bürger – Eine Stimme“, egal wie dick der Geldbeutel ist oder aus welchem sozialen Milieu man kommt.