Ein Netzwerk. Viele Genossenschaften: Bellevue di Monaco.

Ein Netzwerk. Viele Genossenschaften: Bellevue di Monaco.

In unserer Video-Reihe „Ein Netzwerk. Viele Genossenschaften.“ stellen wir mit unserem Vorstand Michael Dandorfer als GVB Bezirkspräsident Oberbayern regelmäßig Genossenschaften vor. Diesmal öffnete uns das Bellevue di Monaco seine Pforten. Mitten im Münchner Glockenbach-Viertel schreibt die Sozialgenossenschaft seit 2015 eine einzigartige Geschichte. Das Bellevue erkämpfte sich das größtenteils ungenutzte Haus von der Stadt, um ein Wohn- und Kulturzentrum für und mit Geflüchteten zu errichten. Seit der Eröffnung 2018 bietet es Wohnraum für bis zu 40 Menschen, Workshops, Beratungen, Sportangebote und betreibt ein wunderschönes Café im Erdgeschoss. Mitgründer Grisi Ganzer zeigte uns das bunte Angebot des Bellevue di Monaco und erklärte, wie aus einer Guerilla-Aktion ein seriöses, soziales Genossenschaftsunternehmen wurde.

Woher kam die Inspiration, das Bellevue die Monaco ins Leben zu rufen?

Das Bellevue di Monaco ist entstanden aus einem Kampf um städtische Leerstände. Wir haben damals dieses Haus entdeckt. Es gehörte der Stadt und wurde kaum genutzt. Als es darum ging, ob dieses ganze Areal neu bebaut werden soll, haben wir gesagt: Diese Häuser kann man nutzen und das sollte bitte von der Stadt auch gemacht werden. Das war der Anfang. Von da an sind wir tiefer und tiefer in das Projekt eingestiegen. Wir haben uns die Wohnungen angesehen. Dann die erste Wohnung in einer Guerilla-Aktion renoviert. Und so wurde die Stadt politisch auf uns aufmerksam.

Wo lagen die Herausforderungen rund um die Gründung von Bellevue di Monaco?

Auf alle Fälle dranzubleiben. Wenn wir nicht über Jahre hinweg drangeblieben wären, wäre nichts daraus geworden. Denn die Stadt hatte beschlossen, alle Häuser abzureißen. Es gab einen Stadtratsbeschluss und diesen rückgängig gemacht zu bekommen, damit hier ein Sozialprojekt entstehen kann, war eine sehr große Herausforderung. Zum Glück haben sich die Stadträte dann doch offen gezeigt und eingesehen, dass so ein Projekt wichtig ist.

Seit der Gründung ist mittlerweile doch ein wenig Zeit vergangen. Wie nimmst du die Veränderung von damals zu heute wahr?

Das Bellevue war damals schon ein wilder Haufen aus Kulturschaffenden und politischen Aktivisten. Diese hatten sich natürlich schon ExpertInnen aus dem Sozial-Bereich dazu geholt. Es war aber nicht die Firma, die es heute ist. Wir sind seriös geworden. Sechs Tage die Woche bieten wir mittlerweile hier Programm an.

Und diese Entwicklung entstand und entsteht als soziale Genossenschaft. Wie werden genossenschaftliche Werte spürbar im Bellevue?

Das Besondere ist, dass wir eine Sozialgenossenschaft sind. Die Mitglieder unserer Genossenschaft haben nicht selbst einen Vorteil – wie beispielsweise günstigen Wohnraum. Der Vorteil ist, dass die Stadt, die Welt, die Gesellschaft besser werden. Andere profitieren davon. Die Menschen, die bei uns wohnen dürfen, Beratung bekommen oder Kurse besuchen. Man sorgt dafür, dass andere Leute hier Fuß fassen können und man hilft ihnen dabei, einen guten Start zu haben. Und das ist schon etwas Besonderes.

Das Spektrum der Angebote ist mittlerweile riesig. Was passiert hier aktuell alles?

Der wichtigste Bereich im Bellevue ist die Beratung. Es gibt Asyl- und Migrationsberatung. Wir haben eine Arbeitsmarktberatung, eine Wohnberatung. Ein weiterer Schwerpunkt ist „Lernen & Ausbildung“ und an sechs Tagen in der Woche bieten wir eine Lern- und Hausaufgabenhilfe an. Diese wird viel von Berufsschülern in Anspruch genommen, die Schwierigkeiten haben, die Sprache zu lernen und die Schule zu schaffen. Allgemein gibt es ein Sprach-Café, Sprachpartnerschaften und Sprachkurse. Fast alle Geflüchteten, die wir hier erleben, wollen Deutsch lernen und benötigen diese Kurse. Darüber hinaus gibt es eine Fahrradwerkstatt und viele Kultur- und Sportangebote. Man kann hier Workshops machen. Es finden Konzerte statt, wir zeigen Filme, es finden Podiumsdiskussionen zum Thema Flucht statt. Es ist wirklich sehr umfangreich. Das Bellevue platzt aus allen Nähten.

Warum sind Integration und das Miteinander untrennbar mit dem Genossenschaftsgedanken verbunden?

Für uns war es einleuchtend eine Genossenschaft zu gründen, weil diese eben so transparent und gemeinschaftlich geprägt sind. Jeder hat eine Stimme und man wirtschaftet nicht mit eigenem Geld, sondern den Einlagen der Genossen. Es ist immer klar, was mit den finanziellen Mitteln passiert, da hat jeder Einzelne ein Mitspracherecht. So entsteht eine starke Gemeinschaft. Das Unternehmen ist auf diese Weise in der Stadtgesellschaft verankert, weil die Mitglieder eben die Inhaber unseres Hauses sind. Und das wäre in keiner anderen Form so abbildbar.

Wie kann man Teil von Bellevue di Monaco werden und sich einbringen?

Im Bellevue kann man Genossenschaftsmitglied werden und eine Einlage machen, wie es bereits über 700 Menschen getan haben. Wir bieten aber auch die Möglichkeit, sich ehrenamtlich einzubringen. Das sind ehrenamtliche, die mithelfen im Tagesgeschäft. In den Beratungen, bei der Lern- und Hausaufgabenhilfe und in vielen weiteren Bereichen. Ohne die Ehrenamtlichen würde hier nichts laufen.

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